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Sätze aus der Kindheit, die wir wohl nie vergessen werden. Okay, das mit den viereckigen Augen war offensichtlich gelogen. Aber dass es nicht gesund ist, aus unmittelbarer Nähe auf den Bildschirm zu starren, das ist Fakt. Wenn wir zu viel nah schauen, wird die Ferne irgendwann unscharf. Wir werden kurzsichtig. Also: Muttis Tipp befolgen und das Sofa weit weg vom TV platzieren. Alles andere wäre aber ja auch nicht wirklich förderlich für das Fernseh-Vergnügen; Mit einem gewissen Abstand lässt sich das Geschehen auf dem großen Gerät viel besser verfolgen.
Ganz anders sieht das aber aus, wenn der Bildschirm winzig klein ist. Zum Beispiel bei unseren Smartphones. Um darauf alles genau lesen und erkennen zu können, halten wir uns das Handy gerne direkt vors Gesicht. Und zwar wirklich direkt. Der Gang zum Optiker ist für viele User dadurch nur noch eine Frage der Zeit.
Die Zahlen sprechen für sich. Schon lange war klar, dass vor allem in Asien die Sehschwäche drastisch zunimmt. Knapp 90 Prozent der chinesischen Studenten sind inzwischen kurzsichtig. Aber auch in Europa werden die Augen junger Menschen immer schlechter. Das European Eye Epidemiology Consortium hat in einer Studie herausgefunden, dass fast die Hälfte aller 25- bis 29-jährigen Europäer kurzsichtig sind. Bei den 65- bis 69-Jährigen sind es hingegen nur etwa 16 Prozent. Kurzsichtigkeit ist also ein Problem, das vor allem junge Menschen immer häufiger betrifft. Das liegt zum einen daran, dass Kinder und Jugendliche weniger Zeit an der frischen Luft verbringen als früher und sich mehr mit sogennanter Naharbeit beschäftigen, also zum Beispiel Lesen und Schreiben für die Schule oder Uni.
Aber vor Allem eines hat sich im Leben junger Menschen drastisch verändert: Sie verbringen einen Großteil ihrer Freizeit vor dem Laptop, Tablet oder Smartphone. Immer wieder und immer länger. Morgens nach dem Aufwachen erst mal Facebook checken, in der App nachschauen wann die Bahn fährt, während der Fahrt Spiele auf dem Handy zocken oder Artikel aus dem Internet lesen, und zwischendrin mit Freunden in Kontakt bleiben. So zieht sich der konzentrierte Blick auf den Smartphone-Bildschirm wie ein roter Faden durch den Tag.
Das Auge ist dabei ein wahrer Anpassungs-Künstler. Es richtet sich ständig nach unseren Sehgewohnheiten, und genau das kann schnell zum Problem werden. Durch das permanente Starren auf das Smartphone-Display wächst unser Augapfel zu weit in die Länge. Dieser Prozess führt zu Kurzsichtigkeit, denn der Abstand zwischen Linse und Netzhaut ist nicht mehr stimmig. Das Bild wird unscharf, wie bei einem Projektor, der zu weit weg von der Filmleinwand platziert wird.
Was also tun, um Kurzsichtigkeit vorzubeugen? Alle Mobile Devices aus unserem Leben zu verbannen ist wohl eher keine Alternative, zumal Smartphone und Co. etliche Vorteile mit sich bringen. Wer einige Regeln einhält, kann sich zumindest ein wenig gegen die Sehschwäche wappnen.
Als Tagesziel kann sich jeder vornehmen, ein bis zwei Stunden an der frischen Luft zu verbringen. Helles Tageslicht hemmt das Wachstum des Augapfels und wirkt so dem negativen Smartphone-Einfluss entgegen. Besonders Kinder sollten möglichst wenig Zeit in verschlossenen Räumen verbringen und Abwechslung vom meist zu dunklen Klassenzimmer-Licht bekommen.
Natürlich sollte auch grundsätzlich das Smartphone ab und zu in der Tasche bleiben um Kurzsichtigkeit zu vermeiden. Wenn das aber dann doch zu schwer fällt, kann es schon helfen, den Blick zwischendurch vom Display abzuwenden und in die Ferne zu schauen.
Ein moderner Lebensstil führt immer auch moderne Probleme mit sich. Kurzsichtigkeit durch Smartphones ist eines, für das noch keine Lösung gefunden wurde. Und bis es so weit ist, freuen wir uns einfach darüber, dass die Brille momentan im Trend liegt.
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